Damals wie heute: DIE OPTION – EINER BLEIBT, EINER GEHT

Im Holzner wird seit 112 Jahren Geschichte erlebt und geschrieben. Und durch alle Höhen und Tiefen, durch alle Blütezeiten und Krisen hindurch wächst es und wird zunehmend zu dem, was es liebenswert und besonders macht: Ein Ort der Freude und des Atemholens für alle Generationen, damals wie heute. Lesen Sie diesmal, wie die Südtiroler, so auch die Brüder Herbert und Wilhelm Holzner, vor die harte Entscheidung gestellt wurden, entweder ihre Heimat zu verlassen oder auf ihre Kultur zu verzichten.
Wilhelm und Hertha Holzner in den 40ern.
Wilhelm und Hertha Holzner in den 40ern.
1939 kam es zum fulminanten Höhepunkt der sogenannten Italienisierungs-Politik, die das faschistische Regime unter Benito Mussolini in Südtirol verfolgte. Dieser hatte mit dem verbündeten Dritten Reich den perfiden Plan geschmiedet, die deutschsprachigen Südtiroler vor die Entscheidung zu stellen: In Südtirol bleiben und die deutsche Sprache und Kultur zur Gänze aufgeben, oder die eigene Kultur behalten und ins Deutsche Reich übersiedeln. Es entspann sich ein regelrechter Propagandakrieg zwischen „Dabliebern“ und „Optanten“, Gerüchte wurden gestreut, dass alle Dableiber nach Süditalien zwangsübersiedelt werden sollten, es kam zu Anfeindungen über diesen tiefen Riss hinweg, Familien wurden zerstört und die Spaltung der Südtiroler Gesellschaft wirkte noch viele Jahre lang nach.

Rund 85% der der Südtiroler hatten sich für die Auswanderung, die Deutschland-Option, entschieden, aber nur 75.000 Südtiroler wanderten in den Wirren des Krieges tatsächlich aus. Die meisten von ihnen waren Besitzlose und unselbstständig Erwerbstätige. Viele Südtiroler, die über Land oder Besitz verfügten, hatten ohnehin gegen die Option gestimmt. So kam es, dass in manch einer Familie nur derjenige gegen die Option stimmte, der den Hof, das Haus oder Anderes besaß und alle anderen Familienmitglieder optierten.

So war es auch in der Familie Holzner: Herbert Holzner blieb in Oberbozen, während Wilhelm Holzner, gelernter Ingenieur, nach Berlin übersiedelte, wo er bei Siemens für den Radarbau eingesetzt wurde. Wie 20.000 andere Südtiroler Optanten, kehrte er nach dem Krieg nach Südtirol zurück. Seine Frau und die gemeinsamen Kinder Peter und Werner hatte er bereits vor Kriegsende in einen Zug in Berlin gesetzt, mit dem sie nach Wochen erst in Bozen eintrafen. Er selbst machte sich, nachdem die Russen Berlin eingenommen hatten, zu Fuß auf nach Südtirol. Erst sechs Monate nach seinem Aufbruch traf er am Ritten ein.

Die Familie zog bald nach Bozen in eine Wohnung, mittlerweile hatte sie Zuwachs bekommen: Den kleinen Hans, der 1948 im Erdgeschoss des Hotels geboren war. Wilhelm machte sich indes einen Namen als Sportingenieur, baute Sprungschanzen und vor allem Schwimmbäder im gesamten norditalienischen Raum.
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